Es ist ein Muster, was mir in sämtlichen Workshops und Seminaren, die ich für Frauen in den letzten Jahren gehalten habe, unzählige Male geschildert wurde: Die Angst, zuviel zu sein. Unbequem zu sein. Anzuecken. Zuviel Raum einzunehmen. … und sich deswegen zurückzuhalten und kleinzumachen.
Sehr reflektiert berichteten viele Seminarteilnehmerinnen, sich dieses Musters bewusst zu sein und dass es wohl zum Einen durch die klassisch weibliche Sozialisation bedingt sei (den Artikel „das brave Mädchen rebelliert“ findest du hier), als auch individuelle lebensgeschichtliche Gründe habe. Der Automatismus, sich klein zu machen, beeinträchtigt das eigene Selbstwertgefühl und die Lebensqualität. Es ist wenig befriedigend, wenn wir wissen, dass eigentlich so viel mehr für uns möglich wäre…. unsere Ängste und Unsicherheiten uns jedoch bremsen.
Die große Frage ist natürlich nun: Wie können wir dieses Muster auflösen? Wie können wir aufhören, uns kleinzumachen und dafür selbstbewusst und auf Augenhöhe kommunizieren? Wie können wir die Gewohnheit, uns zurückzunehmen, durchbrechen und den Raum einnehmen, der uns zusteht?
Erkenntnis allein genügt offenbar nicht. Manchmal kann sie sogar zusätzlichen Druck ausüben.
Denn wenn man seine einschränkenden Muster kognitiv versteht– ja sich vielleicht sogar in Therapien damit beschäftigt hat… und sich trotzdem nichts oder nur sehr minimal etwas verändert ….dann kann das sehr frustrierend sein. Einige Frauen gehen sogar regelrecht mit sich selbst hart ins Gericht dafür, dass sie sich noch nach Jahren mit den gleichen „Themen“ herumschlagen und sich gefühlt nur sehr schleppend etwas bewegt.
Was könnten wir andere Wege sein, mit dieser Dynamik umzugehen?
Ich denke, die innere Haltung des Wohlwollens und die Methoden der Körperarbeit bieten hier großes Potential für nachhaltige, liebevolle Veränderungen. Lass mich dir dies ausführlicher beschreiben:
Die innere Haltung des Wohlwollens
Sich selbst gegenüber eine wohlwollende Haltung einzunehmen, ist unglaublich entlastend. Durch die schrittweise Kultivierung von Wohlwollen können wir den (ansonsten oftmals „nie endenwollenden“) Kampf gegen uns selbst zu beenden…. und damit mehr Energie für ein selbstermächtigtes Leben in Genuss und Verbindung zur Verfügung haben.
Es ist so wichtig zu verstehen: Die Muster, die uns im heutigen Leben sehr einschränken und manchmal regelrecht zur Verzweiflung treiben können, sind im Laufe unserer Entwicklung aus guten Gründen entstanden: Sie hatten eine Schutzfunktion.
So sehr wir auch ablehnen mögen, dass wir uns beispielsweise kleinmachen – wir dürfen anerkennen, dass wir uns früher mit dieser Verhaltensweise schützen wollten und sie deshalb so „hartnäckig“ ist. Wahrscheinlich fühlt sich ein aus früheren Prägungen stammender Teil von uns sicher, wenn wir dieses Muster ausagieren. Und da Sicherheit ein wichtiges menschliches Grundbedürfnis ist, hat dieser Teil noch sehr viel Macht über uns. Er setzt sich immer wieder „ans Steuer unseres Lebens“. Unsere wahre Größe zu leben und sichtbar zu sein, können wir also unbewusst als bedrohlich empfinden …. und im „sich kleinmachen“ stecken bleiben: Wer würde schon freiwillig seinen Schutz aufgeben wollen?
Ich denke, es wird deutlich, dass es hier wenig sinnwoll ist, hier mit TSCHAKA-BOOM etwas „wegmachen“ und uns in die gewünschte (aber unbewusst bedrohlich erscheinende) Veränderung hineinzupeitschen zu wollen. Hilfreicher ist es, sich mit einer Haltung des Wohlwollens dem Muster zuwenden und dem Aspekt des „Sich sicher Fühlens“ Beachtung zu schenken. So gehe ich auch in der 1:1 Begleitung in meinem „Zurück zu mir“-Programm vor.
Im ersten Schritt geht es um liebevolle Exploration. Voller Wohlwollen können wir das einschränkende Muster wahrnehmen und es wie neugierige Forscherinnen erkunden: Wann tritt es auf? Wie drückt es sich aus?
Dazu kann es sehr hilfreich sein, das Muster auch körperlich zu spüren und sogar ein bisschen zu verstärken, um es noch klarer ins Bewusstsein zu rufen.
Ich verspreche dir, dass es dir dadurch noch leichter fallen wird, diese Verhaltensweise als Muster und als EINE mögliche Verhaltensoption, in die du immer wieder verfällst, wahrzunehmen und nicht als selbstverständlich.
Körperarbeit – Eine neue Erfahrung machen anstatt nur zu verstehen
Mit dieser körperlichen Beobachtung von einschränkenden Mustern betreten wir nun in die Gefilde von Körperarbeit.
Und die Erfahrung zeigt: Die bewusste Einbeziehung des Körpers in unsere psychische Erfahrungswelt kann nicht nur unser Bewusstsein schärfen, sondern vor allem auch ordentlich Bewegung in festgefahrende Dynamiken bringen. Dadurch, dass wir den Körper spüren und intuitiv bewegen, kann der Eindruck „auf der Stelle zu treten“ einer neuen Erfahrung Platz machen.
Getreu dem Motto: „Bewegung bewegt“ können wir mittels intuitiver Körperarbeit unserem Muster in einem sicheren Raum einen vom Körper ausgehenden Veränderungsimpuls geben und es dadurch auf ganzheitlicher Ebene zur Wandlung anregen.
Es ist möglich, dies alleine als persönlichen Empowermentprozess zu tun, ideal ist es allerdings, wenn wir in solchen Prozessen im Rahmen eines Coachings oder Seminarzykluses begleitet werden.
Wie läuft so ein Empowermentprozess durch Körperarbeit nun konkret ab? Eine Möglichkeit ist diese:
Wir versetzen uns im Nachhinein innerlich in bestimmte Situationen, in denen das Muster aufgetaucht ist, hinein. Also beispielsweise eine Situation letzte Woche mit unserem Chef, wo wir uns kleingemacht haben.
Wir spüren die Situation und unser „sich kleinmachen“ körperlich. Wir verstärken es sogar, sodass es ein bisschen unangenehm wird. Doch dann verhandeln wir es aus einer Position der Sicherheit und Ruhe heraus körperlich und damit auch erfahrungsweltlich neu. Wir machen neue, ungewöhnliche, Bewegungen, atmen ungewöhnlich viel tiefer und nehmen eine präsente Konfrontationshaltung ein, statt uns wegzuducken und machen uns groß. Insgesamt machen wir dadurch auf einer ganzheitlichen Ebene eine neue Erfahrung, die sich auf unser Leben auswirken wird. Je öfter wir diese Körperreise machen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir in ähnlichen Situationen ganz unwillkürlich (= automatisch, ohne nachzudenken) selbstbewusster für uns eintreten werden. Das ist die Magie von Körperarbeit.
Disclaimer: Empowerment durch Körperarbeit kann individuell unterstützend wirken, ersetzt jedoch keine traumasensible therapeutische Begleitung, die bei sehr tiefen ungelösten Themen in Zusammenhang mit einschränkenden Mustern geboten sein kann.
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